Sushi ist scheiße. Jetzt ernsthaft. Dazu möchte ich anführen, dass ich dem ganzen sehr wohl eine kulinarische Chance zur Überzeugung meines Gaumens vergönnt habe. Mehrere. Ich find‘ es einfach rotzeklig, weil- nee! Ich will doch überhaupt nicht über die dezent überbewertete japanische Küche reden, verdammt! Fand das nur als illustratives Symbol recht adrett und Essen funktioniert ja prinzipiell immer um Menschen zu ködern- #foodporn. (Bestimmt ist die Hälfte des Bundestags auch nur wegen dem Catering anwesend und man wird eigentlich nur Bundesprädsident, weil es auf Staatsempfängen immer Schnittchen gibt und man gerne Anzüge trägt, oder nen Handschüttel-Fetisch hat. Das eigene politische Mitspracherecht beschränkt sich ja dann doch eher auf nix bis wenig, wa… ist aber nur reine Spekulation meinerseits).
Sushi also im heutigen Sinne als stellvertretendes Bild für diese Generation aufstrebender, junger Leute. Fand ich eigentlich recht passend, stand aber in harter Konkurrenz zur Advocado, Kollegen, gell! (Außerdem hört sich Generation Y völlig dämlich an) Dieses fancy hihaha- healthyfood leads us nun immediatly ganz smoothy into Punkt 1. (Wenn ich am Ende noch nen Rückbezug zu der fernöstlichen Rolle hinkriege, setze ich mich offiziell zur Ruhe, eh.)
1. Hauptsache keine Gartenzwerge aka 0815 scares us
Schule, Ausbildung/Studium, arbeiten, einen Sommerurlaub im Jahr, heiraten, Kinder kriegen, alt werden, sterben. Kennt das noch wer? So’n antikes Gesellschaftsmodell war das mal, okay, Lebensmodell. Bourgeoisie pur, oder wie man heutzutage hier zu Lande sagen würde: Spießertum– wieder mal der Beweis, dass Deutsch ne ziemlich hässliche Sprache ist, so rein von der Lautmalerei her. Kann man eher negativ behaftete Wörter nicht wenigstens nett klingend verpacken? Nee, bei uns klingt sogar so ne süße, lebensbereichernde Berufsbezeichnung wie „Kindergärtnerin“ aggressiv-glaubste nich? Roll mal ganz bewusst die vorhandenen Rs darin. Mhmmmmmm. So änlich verhält es sich dann wohl auch mit dem Wort „arbeiten“. Allerdings schon vom Grundverständnis her.
Will nämlich niemand mehr. Fragt man Schulabgänger x-y, inbesondere die immer weiter in die Höhe schnellende Gruppe der Abiturienten, wie sie sich ihren Traumjob vorstellen würden, wird die beinahe universelle Antwort lauten, ihr Hobby zum Beruf zu wandeln. Kinder? Neeeeeeeeeeee, eher nich sooooo. Vielleicht.., ach, das kann ich mir echt nicht vorstellen. Und was machste jetzt so? Och, ich studier bisschen – hier variabel Studiengang/ Lehrberuf einfügen- , aber so wirklich taugts mir nicht, keine Ahnung.
KEINE AHNUNG. Haaaaaah. Die Füllfloskel meiner Generation. ( ca.1990-2000). Und das traurige daran? Wir sagen das nicht nur, weils lässig klingt. Wir haben halt wirklich keine. Wo unsere Großeltern und größtenteils auch Eltern ab dem jungen Erwachsenenalter ne strikte Lebensplanung vor sich hatten, welche wiederum von ihrenseitigem Elternhaus und einfach gesellschaftlichen Normen vorgegeben war, steht uns plötzlich die ganze Welt offen und brüllt enthusiatisch, und selbstverständlich in Englisch – remember, we are in 2017 : „Work for your goals but put yourself first, dreams don’t work unless you do und weiß der Henker, was ihr Tumblr noch so in den Mund legt. Und wir stehen dem ganzen gegenüber. Allerdings kreischen wir irgendwie nicht so begeistert „YES, I CAN!“ zurück, sondern sehen eher bissle so aus wie der berühmte Ochse vorm Berg. Irgendwie haben die nämlich ne passende Anleitung dazu vergessen. Diesen Vorgang möchte ich an dieser Stelle mit den Worten des lieben Alex, better known als Dunkler Parabelritter auf YouTube, in meinen Augen eine ganz besondere Persönlichkeit unserer Generation, zitieren: „Der Wechsel von leben, um zu arbeiten zu arbeiten um zu leben„.
Wir haben vor nichts mehr Angst, als unser Leben lang in ein und dem selben Büro zu sitzen und irgendwann die Gartenzwerge im Vorgarten stehen zu haben, vergessen jedoch durch den ganzen Medien-Overkill und Influencer Heinz-Gustav, Pascal-Jeremy und wie sie alle heißen, dass so n fetter Hauch von Sicherheit und Struktur bei einem 0815-Job mitschwingt. Dass ein Großteil dieser, von uns als Spießer betitelten Wesen, mit ihrer langweiligen 40-Stunden-plus-Woche uns bisher durchgefüttert hat und diese familiäre Art der Sozialhilfe wahrscheinlich trotz Bafög immer noch ohne Murren leistet. Wir sehen uns als die fähigste Elite ever. Auserwählte Medienprofis, die Träume haben, sich selbstverwirklichen wollen und es auch endlich dürfen. Dazu sind wir noch mega international, sprechen alle drei Sprachen minimum und natürlich schön wie Gott uns schuf. HAHA. Was wir wirklich sind: fertig mit der Schule, planlos und vollkommen überfordert.
2. Wieso wir alle, rein strafrechtlich betrachet, alle ganz schön kriminell sind
§ 238, STGB der Bundesrepublik Deutschland
Nachstellung
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer einer anderen Person in einer Weise unbefugt nachstellt, die geeignet ist, deren Lebensgestaltung schwerwiegend zu beeinträchtigen, indem er beharrlich
1. die räumliche Nähe dieser Person aufsucht,
2. unter Verwendung von Telekommunikationsmitteln oder sonstigen Mitteln der Kommunikation oder über Dritte Kontakt zu dieser Person herzustellen versucht,
3. unter missbräuchlicher Verwendung von personenbezogenen Daten dieser Person
a) Bestellungen von Waren oder Dienstleistungen für sie aufgibt oder
b) Dritte veranlasst, Kontakt mit ihr aufzunehmen, oder
4. diese Person mit der Verletzung von Leben, körperlicher Unversehrtheit, Gesundheit oder Freiheit ihrer selbst, eines ihrer Angehörigen oder einer anderen ihr nahestehenden Person bedroht oder
5. eine andere vergleichbare Handlung vornimmt.
Ganz schön heftig, wa? Aber auch voll angemessen, oder? Also wenn ich mir so vorstelle, dass einer tagein, tagaus meinen Alltag beobachtet, nä. Echt nich, geht gar nich, gegen sowas muss einen der Staat wirklich schützen, das verstößt ja gegen die Menschenrechte, weil Privatsspähre und so! … denken, sagen und finden wir, schütteln entrüstet die Köpfchen und gucken danach zum Runterkommen erstma‘ paar Instastorys.
Dass ich nicht lache. Wobei- tu‘ ich sogar. Allerdings eher so’n bisschen bitterlich.
Stalking- die anglizistische Bezeichnung zu der, in Deutschland rechtlich gesehenen Straftat des sogenannten Nachstellens, und zugleich beliebtesten Freizeitbeschäftigung meiner Generation neben Netflix. Und wer is‘ mal wieder dran Schuld? Riiiiiichtiiiig, die bösen sozialen Plattformen im noch böseren Internet. Pfui Teufel!
Dabei ist das alles in der Theorie eigentlich was ganz feines. Nehmen wir uns doch mal das Beispiel Instagram zur Hand. Bin ich selbst absolut süchtig nach- geb ich ganz unverblümt und unanonym zu, Kollegen. Man stellt sich und sein Leben (zumindest das, wonach es aussehen soll) hübsch und in optisch-gerechten Häppchen, aka Bildern, für seine Follower dar. Nur die eigenen Leute? Mit Nichten. Gäbe es eine Benachrichtungsfuktion dafür, welche User mein Profil am häufigsten aufrufen, wage ich doch stark zu bezweifeln, dass dies Menschen sind, mit denen ich regen Kontakt und eine reale soziale Beziehung führe. Eher so die Fraktion, die mich eh immer schon komisch und zu laut fand, unlustig, hässlich…blaaaaablaaaablaaaaa. Nur kapier ich irgendwie nicht, auf was die dann genau warten. Ich mein, dank diesem wunderbaren, von mir selbst-kontrolliebaren Posten-Button wird sich wohl kaum Material in meinem Feed befinden, auf das man sich seine tägliche Portion an Schadenfreude und Missgunst runterholen könnte und selbst wenn ihr es nicht wahr haben wollt, liebe Hating-Front, die das hier grade mit Sicherheit auch wieder zähneknirschend durchliest: jeder Eurer Klicks, jeder Aufruf .. pusht besagtes Profil, besagten Blog, ein YouTube-Video mehr und mehr in die Auswahl, die Social Media-Plattformen anderen Benutzern im Entdeckungs-Modus präsentieren. In diesem Sinne – thank u so much for ur support my sweeties, omg!.. #nämlichdämlich
Wie pervers is’n das, bitte? Dem Leben von Freunden und Bekannten, Idolen, den Marken, die man feiert folgen- schön und gut. Aber den Alltag von Leuten beobachten, die ich nicht mal leiden kann? HÄ?! Hat man so wenig mit sich selbst zu tun, dass das ne Option ist? Boah eh, ich will tauschen, eh! Früher war man froh, dass der dumme Leon aus dem Kindergarten ab 15 Uhr bis zum nächsten Morgen aus seinem Leben verschwunden war, heute schauen wir dem Leon zu, wie er allein oder mit seiner/n noch dümmeren Freundin, Freunden, Familie, dumme Dinge macht, um drüber lästern zu können, anstelle davon, uns selber nen eigenen dummen Partner zu suchen und PRIVAT mit dem dumm zu sein. Guuut, wir tindern ganz eifrig, aber dazu komm ich später noch, ohja..! .. also nich so, gell.
Nicht zu vergessen, die ganzen Komplexe, die die Stalking-Scheiße in einem hervorruft-gebt es zu, sogar Influencer xy, den Ihr eigentlich bewundert, möchtet Ihr ab und an mal Euren aufgestauten Neid dezent vor die Füße kotzen. Ehey, ist menschlich und voll ok. Es macht einen nur halt irgendwie dann doch auf Dauer unglücklich, tagtäglich unnötige Zeit an Hass und Missgunst zu verschwenden, hab ich zumindest bei mir so feststellen dürfen. Lasst die Scheiße einfach sein, tut Euch was gutes und entfolgt den Leuten. Geht rein supportingmäßig gesehen eh nach hinten los. Und wenn, dann stalkt doch wenigstens bitte so intelligent, das Euer Name nicht fett und deutlich in den Story-Views lesbar ist.
(Das einzig nette Stalking, das einem zu Teil werden kann und ca. dann doch jedes Ego mit dem Strich bürstet ist, wenn man den Username seines Ex-Partners angezeigt bekommt. Egal ob Like oder nur ne View, das‘ schon geil dann. #minidankliebes2017 🙂 )
3. Von der Fleischbeschau zur Beziehung oder wie wir alle verbundener denn je und trotzdem schrecklich weit entfernt voneinader sind
Wo wir schon bei der anscheinend offiziellen psychischen Geißel des 21. Jahrhunderts waren, machen wa doch einfach noch bisschen mit ihnen weiter, den sozialen Netzwerken. Was treiben wir denn da eigentlich die ganze Zeit so spannendes? Genau, wir connecten uns mit Leuten, im besten Fall bekannt, aber keinerweise mehr der Regelfall (Fremde kann man nämlich noch leichter beeindrucken, isso), die wir ganz symphatisch finden, um an ihrem Leben teilzunehmen, Kontakt zu halten. Nett, nich? So würde das wohl die Marketing-Abteilung dieser Plattformen definieren.
Da ich weder Medien-Psychologie studiert habe, noch sonstige therapeutische Erfahrung besitze, kann ich nur in Rückbezug auf den guten, alten Sigmund vermuten lassen:
Nein. Wir suchen einfach nur was zum vögeln.
Ja Mädels, auch wir. Isch Unterbewussstein. Können wa nix für. Natürlicher Fortpflanzungstrieb- und exakt für diesen stellt-neben den herkömmlichen Dating-Apps, die man sich nach maximal einem schlechten One-Night-Stand in der absoluten Ego-Krise wieder deinstalliert- allem voran mal wieder Instagram ein absolutes Schlaraffenland dar. Weiber und Kerle bis der Like-Daumen knackt und für jeden Gusto is‘ wat dabei, praktisch filterbar durch Hashtags, Ortsangaben- nice. Man checkt sofort, ob man ne Chance hat( =liked/followed er/sie/es zurück), ne kurze Nachrichtenanfrage, hübsch verpackt als Story-Antwort und schon biste im Game. Kommentieren ist übrigens nur noch was für die ganz Mutigen geworden, das gleicht heutzutage schon fast antanzen in nem Club, können ja alle sehen, uuuuuuuiiiiiiiiii.
Im besten Fall tritt das Optimum ein, man trifft sich 293939393 Likes und 393939 Kommentare später auch mal in echt, findet sich genauso geil wie bisher und lebt glücklich und zufrieden bis zum aufgebrauchten WLAN-Kontingent. Toll!
Ist nur meistens nicht so. Und die ganze Welt bekommt es mit. Plötzlich keine Stories mehr zu zweit, keine Bilder mehr- was n da los? Kollektive Besorgnis von schieß-mich-tot wie vielen Mitgliedern der Follower-Gemeinde, die es im Endeffekt einen Dreck angeht. Reden will man auch nicht mehr drüber, peinlich genug ist es, dass unser veröffentlichtes, einst so perfektes Leben jetzt den Kratzer der Beziehungsunfähigkeit trägt. Also bis zum nächsten Couple-hashtag. Denn sobald das 25. depressive-Liebeskummer-Quote gepostet wurde, der 83. „Krönchen richten“- Kommentar geliked und der/die Arsch/-kuh blockiert wurde, wird das obligatorische Fun-Night-with-my-girls- /Bros-before hoes-Bild gepostet, variabel auch das Back in daaa Game Bitches-Selfie und der Prozess beginnt von neuem. Kennt’a, nä? Spaßig.
An dieser Stelle möchte ich eine Schweigeminute inklusive erneutem Pipi in den Augen meinerseits einlegen. Für alle meine schwangeren Chicks mit ihren hammer Daddys to be at home aufm Sofa. Ich verneige mich vor Euch und Euren immer runder werdenden Bäuchen, beneide Euch um Eure Boobies, dass ich gelb werden könnte und bin so unfassbar fasziniert davon, wie Ihr das alle so hinkriegt und einfach macht. Besonders dank einer unfassbar coolen Socke. Dich erzählen zu hören, hat solche ungeahnte Spähren in meinem unfassbar kindischen Hirn erreicht, dass ich seit jeher fast Bock habe, bei Zeiten mal erwachsen und vernünftig zu werden… und so nen Zwerg aus mir rauszupressen…irgendwann <3.
Das traurige hierbei ist: ich spreche von durchaus erwachsenen Menschen, nicht von Teenies in der Findungsphase. Grade diese Grenzen zwischen Barbie und BH verschwimmen, besonders an weiblicher Front, immer mehr und ich erschrecke selber, wenn ich feststelle, dass das einzige, das sich an mir seit dem 14. Lebensjahr optisch in höhere Sphären geschraubt hat, meine Schminkskills sind. Ansonsten seh ich genauso aus, nur ohne schlecht gefärbte Haare, minus 20 Kilo und 2 BH-Größen. Kindheit ist nämlich sowas von out. Fast so uncool wie das unter 1. angeprangerte Spießertum unserer Erzeuger-Generation. Ich mein‘, was laufen denn für Kinderserien heutzutage im Fernsehen ? Wo sind meine Kinder vom Alstertal, verdammte Scheiße!? Ab dem 5. Lebensjahr Keeping Up With The Kardashians kann einen auf ner täglichen Basis doch nur früher oder später in die Klapse manövrieren, zorrey.
Und wisst Ihr was? Mir tun diese Mädchen und ja, auch die Jungs, die immer früher meinen, dies und jenes Verhalten, Aussehen, weiß der Henker würde sie schneller erwachsen werden lassen, furchtbar leid. Manchmal macht mich ihre Respektlosigkeit gegenüber Ältern unfassbar aggressiv, je länger ich drüber nachdenke, kommt mir allerdings auch in den Sinn, dass ich selber exakt der gleiche Prototyp war oder vielleicht immer noch teilweise bin. Ganz ehrlich- wie soll es auch anders laufen. Ab dem Alter, in dem du in der Lage bist, ein Smartphone selbstständig zu bedienen- Konfrontation von allen Ecken. Heranwachsende folgen, neben ihren Freunden, hauptsächlichen ihren Lieblingsbloggern, Stars, genau wie wir halt auch, gucken denen beim Leben zu, wollen so sein wie sie und erhalten quasi gratis via social media die perfekte „Anleitung“ dazu. Ich schminke mich so und so, trage dies und das, esse das und jenes wie Promi xy und wuuuusch, Jackpot-biste wer… und die Werbeindustrie lacht sich insgeheim mit Minionsound ins Fäustchen.
Haste nich gesehen, befanden wir uns quasi über Nacht in einem Universum voller Mini-Barbies, die nur noch von flawless brows, matte lipstick und Trap music reden, zu 98% alle aussehen wie Kylie Jenner und halbwüchsiger Jungs mit roten Schuhen und Kleidern über den Jeans. Da sin‘ wa jetz‘. Famos.
Das unangenehme Erwachen lauert dann erst, wenn man die 18 und Schule hinter sich gelassen hat und zu erkennen beginnt, dass dieses ganze Erwachsenen-Ding auf jede andere Art und Weise, bloß definitiv nicht mit nem Abschluss, einem gewissen Aussehen oder deiner Follower-Anzahl zusammenhängt. Dass Nähe nichts mit Likes zu tun hat. Eigenverantwortung, Ausprobieren und nem Plan in der Hinterhand, das is‘ das Ding. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen : ich bin 20, befinde mich momentan in den ersten Mäuseschrittchen des Ausprobierens und hab so ne scheiß Wut auf mich, dass ich mich nicht vorher getraut hab, mein Ding zu finden. Spätestens seit dem Tag, als es mir nach den Blicken der anderen in der Schule so unfassbar peinlich war, die sechs Frauen von Heinrich dem Achten in richtiger Reihenfolge aufzählen zu können, dass ich vor Scham über mein Wissen und meine Liebe zu Geschichte alle meine Fachbücher, außer fürs Abi, nie wieder angerührt habe. Weil es uncool war. Weil so jemandem niemand folgen würde. Stattdessen hab‘ ich mich dann lieber ebenfalls mit Augenbrauen und wenig essen beschäftigt. Bin in beidem relativ erfolgreich geworden, da muss ich mich echt mal selbst loben. Traurig.
In diesem Sinne: scheiß auf die Kylies und trau dich, n Nerd zu sein. Hätte mir einige Selbstfindungskrisen erspart. Bzw., ne. Trau dich, DU zu sein- so abgedroschen und nach Bravo Dr. Sommer das jetzt auch klingt. Ohne Mist, die Welt juckt’s nicht. Prinzipiell ist jeder ihr erstmal scheißegal. Wichtig ist, dass Du dir’s nicht bist. Simple as that. Nice, dass Bücher bei richtiger Lagerung nicht schimmeln und ich es nicht übers Herz gebracht habe, sie wegzuwerfen. Such dir den, den du vögelst nicht auf Grund eurer Selfie-Kompatibilität aus, sondern danach, ob du seine Kotze wegwischen würdest und er oder sie das selbe tun würde, sobald Du mal durchhängst-in jeglicher Hinsicht. Auch morgens um halb 4.
(Nur so : Katharina von Aragon, Anne Boelyn, Jane Seymour, Anna von Kleeve, Catherine Howard, Katherine Parr, ihr Fotzen!)
Die Deutsche Bahn, an der Lidl-Kasse abends um 1 vor 8 und weshalb es wieder mal Zeit für ne Rechtschreibreform wäre
Verhassteste Smalltalk- Thematik der Deutschen? Also um die Milleniumswende rum hätte ich ja rein spekulativ behauptet, der Wechsel von der Mark zum Euro. Ganz böse, hat alle betroffen. Nich‘ schön. Scrollt man sich heute durch Facebook-Seiten, Jodel und wie die lustigen Witzchen-Spreader für Hinz und Kunz alle bezeichnet werden, scheint vor allem eine Institution zum Sündenbock der Nation mutiert zu sein- die Deutsche Bahn. Egal, wo ich hin klicke, zu 60 % nehmen Posts über sie und ihre himmelschreiende Unzuverlässigkeit die Feeds ein. Es scheint, als würden in Deutschland überhaupt keine Züge mehr fahren und wir müssten sie selber anschieben, um von A nach B zu kommen- Sauerei. Wissen diese Bahn-Mitarbeiter nicht, in welchen unbeschreiblichen Stress sie uns mit ihrer Unfähigkeit versetzen? Hä?! Und dann diese Wartezeiten!! 12889999 Mails und die Welt warten auf uns, halloooooo!! War schon heftig. So früher so. Am Bahnhof warten auf nen Zug. Keinerlei Nahrungsmittelversorgung, digitale Infos zum aktuellen Standort des verfluchten Transportmittels. Im besten Fall mit nem Buch in der Tasche. Schrecklich. Hätte man sich fast mit nem Leidensgenossen unterhalten können oder die selbigen einfach nur beobachten. Ühgütt.
Heute versetzt uns schon allein die Vorstellung an besagte Situation in Stress. Den wollen wir einfach ganz und gar nicht. Chillen ist zum höchsten Gefühl des 21. Jahrhunderts erhoben worden. Unsere Maxime: funktioniert nicht, stresst mich, soll weg – und diese ziehen wir eiskalt durch, in jeglichem Bereich unseres Daseins. Völlig Latte, ob die Brötchen vom Morgen aus der Bäckerei oder eine dreijährige Beziehung , was nicht perfekt ist, muss raus. Wir predigen Durchhaltevermögen, Kampfgeist und die ewige Liebe, sind dabei aber auf sozialer Ebene so rotzfaul und egoistisch, dass es nicht einmal mehr zum Heulen, sondern schon beinahe lächerlich ist. Freundschaften sind plötzlich nur noch darauf ausgelegt Spaß zu haben, der andere soll einem was nützen. Als Beweis zählt ein Like oder Kommentar auf Instagram. Zeit für einander hat man höchstens zum saufen, anders halten wir uns eh alle fast nicht mehr aus. Ansonsten liegt man nach einem Arbeitstag lieber halb tot auf der Couch und scrollt wie ein Zombie durch die sozialen Netzwerke- war dann mal wieder genug gemeinschaftlicher Input für den Tag. Zehn vor acht stellt man dann fest, dass der Kühlschrank irgendwie leer ist und schält sich fluchend über die Ungerechtigkeiten des Universums und die fehlende Haushälterin nochmal aus dem Schlafanzug. Auf zu Lidl. ( 19:53 Uhr). Rein zu Lidl (19:57 Uhr). Eine schrecklich müde aussehende Verkäuferin blickt uns kurz ausdruckslos an, um dann weiter den ersten Korb der Backwarentheke, voll mit schätzungsweise 3 Stunden alten Brötchen, in einen Mülleimer zu leeren. Aber uns fällt das gar nicht wirklich auf, wir haben nur unsere Tiefkühlpizza im Sinn, packen diese, rennen zur Kasse- 19:59 Uhr. Perfekt. Der Laden schließt um acht. Passt doch.
Liebe Damen und Herren von und zu Duden – Redaktion, falls man das so nennt – für eine ausstehende Neuauflage ihrer Enzyklopädie schlage ich hiermit nun vor, sämtliche Begriffe aus dem bisherigen Verzeichnis zu entfernen, da diese im Deutschen wohl kaum noch Gebrauch finden zu scheinen : Geduld, stressfrei, inperfekt, unökonomisch, grundlos. Besten Dank.
Liebes 2050, ich wünsche Mir von Herzen, dass du dich irgendwie komplett auf links drehst, brüllst:“ Ey Leude, war alles nur Spaß, lol!“ und uns alle mit dieser Unberechenbarkeit der Zukunft flashst. Im positiven Sinne, gell. Wär geil. Ich glaub an Dich.
Ach, aber dieser Donald, nä… der kann weg… und Sushi. Bäh. (RÜCKBEZUUUUUUUHUUUUG!)